Rückblick | Dienstag, 10. SEPTEMBER 2019 |
Herausforderung CyberCrime:
Zu wenig Risikobewusstsein im Umgang mit Internet & Co.
Jährlich werden in Deutschland 1,3 Millionen Straftaten begangen, in NRW entfallen davon 455.000 auf den Bereich der Cyberkriminalität. Der Schaden für die Wirtschaft: Deutschlandweit 55 Mrd. Euro, in NRW allein 12 Mrd. Grund genug für den Marketing Club Mönchengladbach, sich mit diesem Thema eingehender zu beschäftigen. Gemeinsam mit der Gesellschaft Erholung und dem Pluralis Netzwerk luden sie mit Peter Vahrenhorst, Kriminalhauptkommissar und stellvertretender Sachgebietsleiter der Zentralen Anlaufstelle Cybercrime im Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen einen erfahrenen Referenten zu diesem brandaktuellen Problem ein.
Dieser erläuterte zu Beginn seines anderthalbstündigen Vortrags, dass das Kompetenzzentrum vor 20 Jahren mit 56 handverlesenen Mitarbeitern ins Leben gerufen wurde. Aktuell arbeiten dort 160 Kollegen, bis zum Jahresende soll die Zahl der Mitarbeiter auf 200 wachsen. Der Grund: Das Internet hat inzwischen sämtliche Lebensbereiche erfasst, und ermöglicht Straftätern so neue Möglichkeiten. Die Herausforderung liegt in der Menge der Daten, die über das Internet ausgetauscht werden. Als Beispiel nannte Vahrenhorst u.a. den Messenger-Dienst WhatsApp: „Hier werden alle 60 Sekunden 29 Millionen Nachrichten und eine Million Fotos versendet.“ Dazu kommen 156 Millionen E-Mails, die versendet werden, sowie 400 Stunden Videomaterial, das über Youtube hochgeladen werden – wohlgemerkt: Alle 60 Sekunden. Keine leichte Aufgabe also, dies alles zu überwachen.
Dazu komme das „Internet of Things“, vernetzte und autonome Fahrzeuge, aber auch cloudbasierte Lösungen oder das Smart Home. „Alles tolle Techniken, die aber mit Risiken behaftet sind, über die wir uns zu wenig Gedanken machen“, so Peter Vahrenhorst. Mögliche Bedrohungen für die Nutzer liegen dabei beispielsweise in einer Infizierung der Geräte durch Schadsoftware, Ausspähung von Daten oder Kontenplünderung.
Eines möchte Vahrenhorst jedoch klarstellen: „Für mich überwiegen die Vorteile des Internets, ein Verzicht ist keine Alternative.“ Als positive Anwendungsbereiche benennt der Kriminalhauptkommissar beispielsweise Unterstützung für ältere oder körperlich eingeschränkte Personen durch diese Technik.
Abschließend gibt der Experte Tipps für den Fall, dass „das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist“. Entscheidend für Firmen sei ein Notfallplan, der im Falle eines Falls greifen müsse, wenn eben nicht auf Kontaktdaten auf dem PC zurückgegriffen werden könne. Dann würde sich eine Mappe mit Anweisungen in der Schublade definitiv bewähren. Nach dem spannenden Vortrag und einer Fragerunde ließen alle Beteiligten den Abend gemütlich ausklingen.